Samstag, 31. Januar 2009

Kapverden 2005 - 2006


vom 30. November 2005 bis 23. Februar 2006


Insel Sal


Aus einem beginnenden Winter, weiß wie die Mehlwürmer, der Kälte entflohen, landeten wir am 30.11.05 abends um 10 Uhr mit Condor via Banjul/Gambia auf Sal/Kapverden.


Da das Büro der Cabo Verde Arline (TACV) bereits geschlossen hatte, konnten wir nicht checken, ob wir am nächsten Tag einen Flug nach Sâo Vicente bekommen würden. Wie geplant fuhren wir nach Espargos und übernachteten in der Pensâo Paz e Bem, gut und preiswert.

Am nächsten Morgen bekamen wir keinen Flug nach Mindelo, Hauptstadt von Saô Vicente, aber für den Tag darauf. Gott sei Dank, denn es soll Leute geben die tagelang festsitzen auf Sal, weil alle Flüge auf Tage hinaus ausgebucht sind, um die Weihnachtszeit ist das so oder an Fasching natürlich oder eine Maschine kaputt ist oder vielleicht streikt auch mal das Personal.

Den „freien“ Tag verbrachten wir in Santa Maria, das Hauptstädtchen von Sal und das Mekka für Surfer, sehr nett für einen Tag und zum eingewöhnen.


Jetzt konnten wir auch unsere Bankgeschäfte erledigen, d.h., ein Konto bei der Banco Commercial Atlantico (BCA) eröffnen und unser Reisegeld dort deponieren. Mit der ausgestellten Bankcard und Pass kamen wir dann auf allen Inseln immer an unser Geld. Sehr guter Tipp von einem Reisenden, der auch ein Vierteljahr auf den Inseln unterwegs war.

Am nächsten Morgen - pünktlich - Abflug nach Mindelo.

Insel Sâo Vicente

Nach der Ankunft auf Sâo Vicente haben wir uns erstmal einen Übernachtungsplatz gesucht, einen besseren Ausdruck gibt es für unser Quartier nicht, es war schauderhaft, schlampig wie Tilly sich ausdrückte, aber die Leute waren sehr nett und freundlich, wie überall auf den Inseln. Auf etwas unsicheren Beinen oder besser Füssen (so gerade und akurat gepflastert sind die Wege und Strassen dort nicht wie bei uns verwöhnten Westeuropäern) schauten wir uns Mindelo an, ein schönes, interessantes Städtchen. Abends aßen wir im Club Nautico, der Treff für die Bootsleute, die sich hier mit allerlei versorgen können (auch mit Seemannsgarn), bevor sie sich aufmachen nach Brasilien, wenn sie sich trauen, oder, was wahrscheinlicher ist, zu einem Segeltörn. Im Nautico Club gibt es die beste Musik in ganz Mindelo.


Nach einer fast schlaflosen Nacht (das Hotel wird wohl auch für andere Zwecke benutzt, ähem) standen wir um 7.30 Uhr am Hafen, die Fähre legte pünktlich! (das ist hier wirklich so mit den Verkehrsmitteln, aber sonst haben die Besucher aus dem Ausland die Uhren und die Kapverdeaner die Zeit) um 8.00 Uhr ab und wir mussten uns noch Tickets besorgen.

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Die Überfahrt war herrlich, das Meer tiefblau und relativ ruhig, das ist zwischen den beiden Inseln selten so, aber die Insulaner kotzen trotzdem, ihre Frühstückscachupa und noch mehr, das ist hier auch immer so. Es werden Tüten verteilt , auch wenn das Meer so glatt ist wie ein Kinderpopo.

Insel Santo Antâo

Um 9.00 Uhr legte die Fähre in Porto Novo an, dem Hafenstädtchen von Santo Antâo. Susi und Frank, in deren Pension wir die nächsten Wochen unterkommen wollten, gaben uns den Tipp im Hafen gleich nach Julio zu fragen, der uns nach Tarrafal bringen wird.
Bis wir uns zu ihm durchgefragt hatten, wurden wir von den anderen Aluguer-Fahrern gefragt, wohin wir wollten, auf die Antwort „Tarrafal“ schüttelten alle den Kopt und verdrehten die Augen gen Himmel, Julio, den wir schließlich fanden, natürlich nicht, der fand das ganz normal und wir wunderten uns. Fünf Stunden später, in denen wir ca. 25 Kilometer zurückgelegt hatten wunderten wir uns nicht mehr. Was mal eine Piste war, wurde zum großen Teil durch starke Regenfälle weggespült, aber Julio ließ sich davon nicht beirren, er fuhr einfach über Stock und Stein, er hatte alles im Griff, bewundernswert. Das ganze für nur 600 CVEscudos (ca. 6,-- Euro) inclusive einer herrlichen Off-Road-Fahrt mit Panoramablick und kostenlosen blauen Flecken.


Ein Aluguer, muß man wissen, ist in alle Regel ein offener Pickup mit Spriegel und Plane als Sonnenschutz, 2 Holzbänken in Längsrichtung und das wars auch schon. Zwischen den Bänken alle nur denkbar tote und lebendige Ladung.


Bereits der erste Blick aus den Bergen in die Bucht von Tarrafal entschädigte für die wunden Knochen, die Ankunft in Mar Tranquilidade, unserer Unterkunft bei Susi und Frank, auf das herzlichste empfangen von Zina, ließ die Strapazen dann vollends vergessen.


Dort haben wir uns fast 4 Wochen lang verwöhnen lassen. Zuerst von Zina, der Perle von Mar Tranquilidade, und ihren „Mädchen“, später auch noch von Susi und Frank (haben ihre Kräfte aufgetankt auf einer Rundreise in Europa). Frank kocht ausgezeichnet. So manches Fischchen, das die Fischer mittags vor dem Haus abluden, lag abends auf unseren Tellern. Vier Wochen mit schwimmen, relaxen, lesen, schnorcheln, wandern in der Ribeira mit Bernd, der in Tarrafal seit ein paar Jahren Landwirtschaft und Schweinezucht betreibt (danach waren wir trittsicher und schwindelfrei), das gemeinsame Abendessen mit den anderen Gästen des Hauses, von denen wir den Eindruck hatten als würden wir uns schon lange kennen, war für uns der richtige Einstieg in den Ausstieg aus dem Berufsleben.


Man stelle sich vor: Kein Telefon weit und breit (da schummelt der Tilly aber, Susi und Frank hatten natürlich eines, aber das hat uns nicht tangiert), selbst Handys funktionierten nicht!!!

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Ribeiras sind übrigens Täler, die sich von den Gebirgen bis zum Meer hinziehen, vulkanischen Ursprungs, wie die Gebirge auch. Manchmal sind es vom höchsten Punkt einer Ribeira bis zum Tal 1000 Meter! Soweit Wasser vorhanden werden die Ribeiras wirtschaftlich genutzt. Mit raffiniert angelegten Bewässerungsrinnen (Levadas) bringt man das Wasser auf die einzelnen Terrassen, auf denen Zuckerrohr (für den guten Grog), Kartoffel, Süsskartoffel, Maniok, Yamps, Papaia, Bananen angebaut wird. Eine Wahnsinns Knochenarbeitfür alle (Frauen, Männer, Kinder). Die Frauen befördern zudem die geernteten Früchte oder die Sandsäcke zum Bebauen der Felder auf dem Kopf!!!!!


Über all unseren Aktivitäten bemerkten wir kaum, daß plötzlich Weihnachten vor der „Tür“ stand. Daß etwas besonderes vorging merkten am ersten die Tiere. Die Männer machten Jagd auf die Hähne, Spanferkel wurden die Dorfstraße raufgetrieben und Frank verhandelte mit einem Ziegenhirten über Preis und Größe unseres Weihnachtsbratens. Als es dann soweit war, hat Ellen sich die Ohren zugehalten.


Nach den familiären Weihnachtsfeiern ging alles was zwei Beine hat in die Disco. Dazu haben verschiedene Freundeskreise die Flachdächer umfunktioniert. Riesige Boxen wurden installiert, Unmengen Flaschen mit Grog, Punsch u.ä Zuckerrohrprodukten gekühlt. Je mehr dieser Vorrat abnahm, um so lauter wurde die Musik. Die ganze Feiererei dauerte drei Tage. Tagsüber fand man die Discogänger als Schnaps(Grog)leichen am Strand. Für uns wurde es nun Zeit, es brannte wieder in den Reiseschuhen.


Im Nordosten San Antâos gibt es viele Ribeiras, die für Wanderungen ideal sind.


Hier hat sich ein ausgesprochener Wandertourismus etabliert, zum Teil mit geführten Wandergruppen. Schön, wenn man alleine ist!


Wir haben die Ribeiras wandernd genossen, auch wenn manchmal die Wolken bis zum Talgrund fielen. Hier regnet es selten und irgendwoher muss das Wasser ja kommen.


Das Jahr endete so, wie Weihnachten begann: Ohrenbetäubend laut (Disco!)

Plötzlich war es Januar, und wir wollten ja noch einige andere Inseln besuchen. Also zurück nach Mindelo auf Saô Vicente, dort ist der größte Hafen und Drehkreuz der Fährverbindungen. Auf die anderen Inseln wollten wir jetzt mit der Fähre, die Inlandsflüge sind im Vergleich sehr teuer, außerdem sieht man mehr.

Insel Sâo Vincente

Am 5. Januar sind wir in Mindelo angekommen (nach der schon vorher beschriebenen Überfahrt, stürmisch, aber sonnig).

Am nächsten Morgen verabschiedeten wir uns von Ute und Gernot, mit denen wir schon in Tarrafal und dann in Ponta do Sol zusammen waren, die zwei wollten weiter nach Saô Nicolau. Kaum hatten uns zwei liebgewonnene Menschen verlassen, trafen wir zwei andere. In der Residencial Hesperides saßen wir jeden Morgen zum Frühstück mit Martina und David zusammen

und tauschten Erfahrungen und gewonnene Einblicke aus. Tagsüber durchliefen wir Mindelo von oben nach unten, von rechts nach links und diagonal, dann endlich hatten wir die richtige Fähragentur gefunden. Also, am 10.01. erst ging ein Schiff nach Praia auf Santiago, der Hauptstadt Cabo Verdes.
Die Tage bis zur Abfahrt nutzten wir nun mit Strandwanderungen. Im Fischerort Calhau stehen neben alten Häusern und Hütten schicke Wochenendhäuser von begüterten Leuten aus Mindelo.


Die Badebucht von Calhau ist landschaftlich traumhaft schön, aber leider von Unmengen angeschwemmten Plastikmüll verschandelt.


Während unserer Wanderungen durch Mindelo auf der Suche nach einer Agentur, haben wir die Stadt recht gut kennengelernt, sie hat Flair und ist voll Musik. Es hat uns dort sehr gut gefallen, nach einigen Tagen fühlten wir uns schon richtig heimisch.

Die Nachtfähre nach Praia verließ Mindelo am 10. Januar um 13.00 Uhr (pünktlich!!). Nach einem Zwischenstopp in Saô Nicolau um 18.00 Uhr ging es so um 20.00 Uhr weiter nach Praia, Ankunft dort im Morgengrauen um 7.00 Uhr.

Bevor unser Schiff loslegte, trafen wir noch einmal Vera und Berni (kamen gerade mit der Fähre von Santo Antâo), mit denen wir in Tarrafal und Punta do Sol schöne Tage verbrachteSo ging es noch einige Zeit weiter, auf unserer Reise trafen wir immer wieder Leute, die wir auf einer der Inseln kennengelernt hatten. Toll.!!

Insel SANTIAGO
Die Schifffahrt nach Praia verlief sehr angenehm, ich habe selten so gut geschlafen (in so einer Situation) wie auf der Schaumstoffmatte auf dem Boden eines der Aufenthaltsräume. Selbst das Schnarchkonzert unserer Mitreisenden hat mich nicht gestört (vielleicht werden wir uns ein Wasserbett kaufen, wenn wir wieder zu Hause sind). Mit Schaumstoffmatten und Proviant hatten wir uns, auf Raten eines Holländers, der sich mit den Fähren gut auskannte, in Mindelo eingedeckt. Zu gut, aber das weiß man immer erst hinterher.

Nach der Ankunft in Praia erstmal ein Hotel auf dem Plateau gesucht, konnten aber erst um 14.00 Uhr ins Zimmer. Um die Ecke gab es ein Restaurant, das schon offen hatte und Frühstücksbuffet anbot. Nach einem üppigen Frühstück vertrieben wir uns die Zeit, indem wir das Plateau erkundeten.
Auf diesem etwa 30 Meter hohen Plateau sind alle wichtigen Behörden, Firmen und die meisten Hotels untergebracht. Nach 22.00 Uhr ist es da sehr ruhig, wie überall auf den Kapverden, und man fühlt sich relativ sicher. Diesmal fanden wir gleich ein Schifffahrtsbüro, denn auf Santiago wollten wir erstmal nicht bleiben, sondern über Fogo nach Brava, auf die kleinste der Inseln. Praia ist nicht so schön wie Mindelo, aber auch ungemein interresant mit den sehr afrikanischen Märktenund was sich so alles auf den Straßen tummelt. Santiago ist die afrikanischste Insel von CV, sie wird deshalb auch die „Schwarze“ genannt.

Am 12.01.06 um 23.00 Uhr legte der Dampfer ab, Typ Seelenverkäufer, ein umgebauter Hochseefischer.
Hier ist der Luxusliner bei unserer Rückfahrt nach Fogo.
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Da Nachtfahrt, buchten wir eine Kabine. Wir bekamen eine Viererkabine zugewiesen mit zwei sehr netten Menschen, Donha Angelina und ein Verwandter von ihr, der beim Transport ihres Gepäcks behilflich war. Sie arbeitet schon seit langem in Italien und kam für einen längeren Aufenthalt in ihren Heimatort auf Brava zurück, um dort eine Pensao mit Restaurant zu eröffnen.

Wir hoffen sehr, daß es ihr gelungen ist. Bei unserem Besuch in Vila Nova Sintra haben wir sie nämlich zufällig getroffen. Sie hat uns mit großer Begeisterung ihr Haus und Grundstück gezeigt und uns in italienisch / kriolu erklärt, wie sie alles gestalten will.

Unsere zwei Mitreisenden waren Gott sei Dank genauso seetüchtig wie wir, unsere Kabine blieb sauber, was man von den anderen Räumlichkeiten nicht behaupten konnte und wir haben wieder wunderbar geschlafen. Ausgeruht erreichten wir morgens Fogo. Nach einem Zwischenstop dort, während dem uns der Feuerberg schon sehr beeindruckte, kamen wir nach einer Stunde auf Brava an.

Insel Brava

Die übliche Suche nach einem geeigneten Aluguer, der uns da hinbringt wohin wir wollten, nämlich nach Fajad'Agua. Nach einer ¾ Stunde rumgehopse auf der Holzbank waren wir endlich da, in einer wunderschönen kleinen verträumten Bucht. Der Fahrer brachte uns direkt zu einer im Kolonialstil umgebauten Villa in der Brigitte und José Andrade die Pensâo Sol na Baia betreiben. Brigitte ist Französin und eine vorzügliche Köchin,
José ist Künsler und brennt auf der Insel den besten Grog.Wir bezogen in der Villa das schönste Zimmer mit direktem Blick auf das vom Vollmond beschienene Meer aus dem einen Fenster, aus dem anderen auf steile Felsen und hohe Palmen.
Jeden Abend ein 3-Gänge-Menu, jeden Morgen ein üppiges Frühstück in dem sehr schön eingerichteten Speisezimmer, Meeresblick inklusive, ach Herz, was begehrst du mehr!!! Brigitte lachte immer, wenn wir stöhnten „eigentlich wollen wir ja ein paar Pfunde verlieren hier auf Cabo Verde“. Aber auch hier gibt es Ribeiras, also Wanderstock geschwungen und rauf auf den Berg.

Da die Fährverbindung nur einmal wöchentlich ging, war unsere Weiterreise vorherbestimmt. Fogo lockte auch schon!

Insel Fogo

Nach dem einstimmigen Urteil vieler unserer Mitreisenden muß man der Insel Fogo unbedingt einen Besuch abstatten und sie erkunden. Eine fast runde Insel ragt aus dem Atlantik, gekrönt von einem 2829 m hohen Vulkan,

dessen „Schwesterchen“ letztmals 1995 ausgebrochen ist! Ganz Fogo hat eine Fussbodenheizung. Diesmal waren wir auch wieder hervorragend untergebracht, im Casa Renate. Renate „ is e Fronkforter Mädsche“, bei der wir uns sauwohl gefühlt haben. Renate war es auch, die uns Fahrt und Unterkunft in die Caldeira (Schüssel des Vulkans) vermittelt hat. Eine unbeschreibliche Lavalandschaft, wenn man hier wandert, weiß man was Stille ist. Felsen, deren Struktur erkennen lassen, daß sie einmal Glut waren, Muster, die von Hitze erzählen.

Zwei Nächte waren wir in Châ das Caldeiras bei Don Fernando und seiner Frau. Abgeschirmt durch die Kraterwände von allem Licht - das sind Sternenhimmel!! und Sonnenauf- und untergänge, märchenhaft!

Aber nicht nur das hat Fogo zu bieten – die Insel ist, wie die anderen auch, vielfältig, schön zu bewandern und mit freundlichen Menschen bevölkert.

Außerdem ist Fogo sehr fruchtbar. Im und um den Krater wächst ein sehr guter Wein. Beim Kauf des Rebensaftes sollte man allerdings auf die Bezeichnung „Châ das Caldeiras" achten, dieser Wein stammt aus der Cooperative und ist garantiert nicht gepanscht. In der Cooperative kann man auch sehr schön Weinpröbchen machen, wie bei uns daheim, Martin, der Junge für alles, schenkte gerne nach. Am Fuße des Picos findet man z.T. Ausgedehnte Obst- und Kaffeeplantagen. Den Geruch von frisch gerösteten Fogo-Kaffee werden wir genauso wenig vergessen wie den Geschmack.
Hin und wieder denken wir (jetzt wieder zu Hause) schon etwas wehmütig an die morgendlichen Frühstücke auf der Terrasse von Renates Bistro, mit Blick über die Oleanderbüsche hinweg auf das Meer nach Brava,

vor uns besagten Kaffee, Ziegenkäse, Omlett, frische Brötchen, Papayas, beträufelt mit Zitrone, die Morgensonne noch hinter den blühenden Hibiskusbüschen.
Nach zwei Wochen auf dieser herrlichen Insel im schönen Sâo Filipe hieß es wieder Abschied nehmen. Am 3. Februar ging unser Flieger zurück nach Praia/Santiago. Diesmal verzichteten wir auf die Nachtfahrt mit der Fähre.

Insel Santiago

Wir landeten um ca. 13.00 Uhr in Praia und fuhren sogleich mit dem Taxi zum Aluguerbahnhof am Sucupira Markt (der afrikanische). Der Taxifahrer hätte uns ja liebend gern selbst nach Tarrafal, unser nächstes und letztes Ziel, im Norden der Insel, gefahren, allerdings für den 10-fachen Aluguer-Preis. Nein danke, ein bisschen aufs Geld mussten wir schon achten, zumal fast am Ende der Reise. Auch als er uns eindringlich davon überzeugen wollte, daß um diese Uhrzeit kein Aluguer nach Tarrafal geht, lehnten wir freundlich aber bestimmt ab, außerdem ist eine Fahrt mit dem Aluguer tausendmal interessanter und so unbequem ist sie hier auch nicht (hier fahren Kleinbusse, vollgestopft mit Sitzbänken).
Kaum hielt das Taxi am Sucupira, wurde uns das Gepäck, auf unsere Frage „Tarrafal?", auch schon aus den Händen gerissen und im Kleinbus verstaut. Wir wurden als Fahrgäste 17 und 18 irgendwie mit samt dem Gepäck im hinteren Teil plaziert.
Und los ging die Fahrt. Sobald man die Aussenbezirke der Hauptstadt hinter sich gelassen hat, fängt die Berglandschaft an. Bizarr, zackig zerklüftet ragen die Felsen in den Himmel, z.T. grün, z.T. karg, wie wir sie auch von den anderen Inseln her kennen, irgendwie urzeitlich, erinnert teilweise sehr an die Anden.

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Ziemlich genau in der Mitte von Santiago liegt Assomada, die drittgrößte Stadt der Kapverden, und hier findet mittwochs und samstags der größte Markt statt, sehr bunt, sehr laut, sehr afrikanisch.

Hier kann man fast alles kaufen, wenn man lange genug sucht, auch die Klamotten, die man irgendwann einmal zur Kleidersammlung gegeben hat. Daß das gar nicht gut ist, hört man mittlerweile überall, denn dieser „Neue Markt“ würde die einheimische Textilindustrie und Märkte kaputt machen. Also nix mehr in die Altkleidersammlung geben, es gäbe Alternativen.
(Tja, wenn man wüsste welche? Oxfam ist so eine, klar, aber für die meisten Einheimischen ist es eine günstige Gelegenheit, gute, tragbare und auch modische Kleidung für wenig Geld zu erwerben und die Händler verdienen auch was. Es ist, wie bei uns zu Hause, Second Hand Verkauf, der hier wie dort gut floriert.)

So, und weiter ging die Fahrt. Der Bus hielt dann mal irgendwo am Straßenrand, weil einer der Fahrgäste pinkeln mußte. Am gegenüberliegenden Straßenrand gab`s Essensstände und ein Gasthaus. Damit dieser Fahrgast rauskonnte, mussten alle anderen in seiner Sitzreihe aussteigen (er saß am Fenster), schlafende Kinder auf dem Arm, aber das störte hier keinen, sowas find` ich einfach wunderbar. Zu Hause wäre das undenkbar, aber wo kämen wir auch hin, wenn Bus oder Straßenbahn einfach anhielten, weil einer der Fahrgäste pinkeln muss, hä?? Tja, dann noch ein paar knusprige Hühnerschenkel am Stand gekauft, ein kleines Schwätzchen mit der Verkäuferin, und, als alle eingestiegen waren, nachdem der Mann seinen Platz am Fenster wieder eingenommen hatte, konnte die Fahrt weitergehen. Nach einer weiteren Stunde haben wir dann Tarrafal erreicht.

Von Reisenden, die wir unterwegs getroffen haben, wurde uns die Pension Sol Marina vor allen Dingen als preiswert empfohlen – nach einer Nacht sind wir jedoch umgezogen, wir wollten ja zwei Wochen in Tarrafal bleiben und dafür war uns Sol Marina dann doch etwas zu einfach. Nicht so das im gleichen Haus ansässige Restaurant, das wir während unseres Aufenthalts sehr oft besuchten. Der Koch ist Italiener, das schmeckt man und seine Frau, eine immer gut gelaunte, hübsche Kapverdeanerin, bedient die Gäste sehr freundlich und zuvorkommend.

Die Bungalowanlage Baia Verde

ist zwar preislich etwas gehobener, dafür liegt sie direkt an der Bucht und man hat nur ein paar Meter zum Strand. Jeden Morgen wurden wir geweckt, weil eine Affenbande, so acht bis zehn Meerkatzen, über unser Dach tobte. Am späten Nachmittag, wenn wir auf der Veranda saßen, das ganze noch einmal, neugierig beäugt, ob es nicht was geeignetes zum Essen gibt. Eine Banane oder gar ein PLätzchen (!) durfte man da nicht in der Hand halten.

Tarrafal ist ein Städtchen mit gemütlichem Markt, drumherum einige nette Kneipen, Internetcafé, wo die Rechner am einschlafen sind und Menschen, die die letzten Tage des Präsidentenwahlkampfes, der gerade stattfand, damit verbrachten mit Pickups voll von Musikboxen (nicht die kleinsten) die Straßen auf und ab mit immer der gleichen wahnsinnig lauten Musik zu beschallen. `Hoffentlich ist er bald gewählt`, wünschten wir uns dann jedesmal.

In dem kleinen Hafen, der sich an die Buch anschließt, legten jeden Tag um die Mittagszeit die Fischer an, schon erwartet von den Marktfrauen, um ihren Fang an die Frau zu bringen. Das war dann ein Gefeilsche, ein Lachen, Schimpfen, Rufen, Kreischen, ein wunderbar buntes Bild, das wir nie vergessen werden.

Ganz an der Spitze des Kaps, am Ende der Bucht, stand ein Leuchtturm, ein schmaler Pfad führte die Küstenlinie entlang, bergauf, bergab, staubig, geröllig, wie gehabt, aber ein herrlicher Blick übers Meer. Hat uns ziemlich angestrengt, obwohl wir doch sicherlich mehr Kondition hatten als am Anfang unserer Reise. Also mehr Strand, lesen, faulenzen, jedoch der Kapokbaum bei Assomada ist ein Muss

und der Markt, wie schon oben erwähnt, ein Erlebnis der besonderen Art. In Châo Bom ist ein Konzentrationslager aus der Zeit Salazar als Gedenkstätte zu besichtigen.

Die Segler, die die zwei Wochen, die wir in Tarrafal verbrachten, draußen in der Bucht vor Anker lagen, möchten wir noch erwähnen, Stefan, Axel und ein Franzose mit Hund. „Wo wollt ihr hin, ihr tollen Jungens?“ Also Stefan wollte nach Brasilien, ob er es geschafft hat? Axel nahm sich den Leichtmatrosen Esther an Bord und kurvte zwischen den kapverdischen Inseln herum, bis Esther nach Hause musste.

Esther ist eine junge Frau, die wir auf Fogo kennenlernten bei Renate im Bistro, wir haben sie kurzerhand zu unserer Adoptivtochter erklärt, nachdem sie auf einer Wanderung alleine eine ungute Erfahrung gemacht hatte, entließen sie aber an Bord, da war sie sicher aufgehoben, außerdem entlastete das ihr Budget erheblich.

Axel kehrte dann wohl auf die Kanarischen Inseln zurück und wohin der Franzose mit Hund (den Namen haben wir leider vergessen) wollte, wissen wir nicht mehr, vielleicht die westafrikanische Küste entlang.

Tja irgendwie, wir konnten es kaum glauben, war das Vierteljahr fast zu Ende und der Monat Februar neigte sich auch dem Ende zu. Am 20. Februar, Tillys Geburtstag, den wir in unserem Lieblingsrestaurant Sol Marina (an)feierten, fuhren wir mit dem Aluguer, diesmal die Küstenstrasse entlang, nach Praia. Wir übernachteten im Hotel Hollanda, holländisch urig (Besitzerin ist Holländerin), sehr zu empfehlen, nicht auf dem Plateau, sondern unterhalb in einem der Stadtteile.

Nochmal mit Reisebekanntschaften aus Tarrafal/Santiago ein schönes Abendessen gehabt, und am nächsten Morgen per Flugzeug zurück nach Sal.

Dort ganz gemütlich zwei Tage am Strand verbummelt und den Surfern bei ihrem windigen Geschäft zugeschaut.


Insel Sal

Mittwochabend, der 22. Februar 2006, durch tiefdunkle Nacht fuhr uns das Taxi zum Flughafen, Kloß im Hals, Tränen in den Augen, es war als ob man Abschied nimmt von einem sehr liebgewonnenen Freund.

Donnerstag, 23. Februar, 7.00 Uhr morgens hat uns die Heimat wieder. Mit Susanne und Frank aus der Waldkolonie (die Welt ist halt doch ein Dorf) stehen wir an der Airbushaltestelle, schauen etwas ungläubig in den grau verhangenen Himmel, aus dem sachte Schneeflocken fallen. War es gestern, daß wir befürchten mussten, einen Sonnenstich zu kriegen, wenn wir noch länger den Surfern zuschauen und wir uns nicht sattsehen konnten am tiefblauen Meer.......................................

Adieu Cabo Verde, bis hoffentlich bald einmal wieder

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